Was ist In-vitro-Fertilisation (IVF)?
Die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist eine fortschrittliche Form der assistierten Reproduktionstechnologie (ART), die Paaren mit Fruchtbarkeitsproblemen oder Singles, alleinerziehenden Müttern und gleichgeschlechtlichen Paaren (lesbischen Paaren) die Möglichkeit bietet, ein Kind zu zeugen. Dabei werden Ei- und Samenzellen außerhalb des Körpers – meist in einem spezialisierten Labor einer Kinderwunschklinik – zusammengeführt, um Embryonen zu bilden. Anschließend wird ein Embryo in die Gebärmutter übertragen.
IVF wird häufig empfohlen, wenn andere Fruchtbarkeitsbehandlungen wie Medikamente, Hormontherapie oder Insemination (IUI) keinen Erfolg zeigen. Die Behandlung ist in hohem Maße individuell anpassbar und erfolgt je nach den individuellen Fruchtbarkeitsbedürfnissen unter Verwendung der Eizellen der Frau und der Spermien des Partners oder von Spendern, je nach Bedarf.

Während des Verfahrens werden mehrere Eizellen durch einen kleinen Eingriff, die sogenannte Eizellentnahme, gewonnen. Nach der Befruchtung werden die Embryonen einige Tage überwacht, bevor einer oder mehrere durch den Vorgang des Embryotransfers übertragen werden. Überschüssige Embryonen können durch Kryokonservierung (Einfrieren) für spätere Versuche aufbewahrt werden.
Warum wird IVF durchgeführt? – Den Kinderwunsch verstehen
Für viele Paare ist der Kinderwunsch tief emotional und persönlich. Medizinische oder biologische Faktoren können jedoch eine natürliche Empfängnis erschweren. Die In-vitro-Fertilisation bietet eine wissenschaftlich unterstützte Möglichkeit, diese Hürden zu überwinden.
1. Niedrige Spermienzahl und männliche Unfruchtbarkeit
Männer mit einer niedrigen Spermienqualität gemäß der WHO-Tabelle können Schwierigkeiten haben, eine Eizelle auf natürliche Weise zu befruchten. Wenn frühere Zyklen der Spermieninsemination fehlgeschlagen sind, wird eine konventionelle IVF empfohlen. Nach der Entnahme der Eizellen und der Vorbereitung der Spermien werden diese in einer Petrischale zusammengebracht und können sich selbst befruchten. ICSI wird oft mit der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) kombiniert, die es Embryologen ermöglicht, ein einzelnes gesundes Spermium direkt in eine Eizelle zu injizieren, wodurch die Befruchtungschancen erheblich verbessert werden.
2. Verstopfte oder beschädigte Eileiter
Wenn die Eileiter blockiert oder vernarbt sind, können Ei- und Samenzellen sich nicht treffen. IVF umgeht die Eileiter vollständig, da die Befruchtung außerhalb des Körpers erfolgt – ideal bei solchen Problemen.
3. Ovulationsstörungen und hormonelle Ungleichgewichte
Frauen mit unregelmäßigem Eisprung oder hormonellen Störungen wie PCOS profitieren von IVF, da der Eisprung medizinisch kontrolliert und die Eizellen gezielt entnommen werden können.
4. Endometriose
Endometriose kann die Eizellqualität und die Gebärmutterschleimhaut beeinträchtigen. Mit IVF können gesunde Eizellen unter kontrollierten Laborbedingungen befruchtet werden, was die Erfolgschancen erhöht.
5. Alter und Fruchtbarkeit
Mit zunehmendem Alter nimmt die Fruchtbarkeit aufgrund der verminderten Anzahl und Qualität der Eizellen ab. Eine IVF kann die Chancen für Frauen über 35 verbessern oder das Einfrieren von Eizellen für zukünftige Zyklen ermöglichen.
6. Unerklärte Unfruchtbarkeit
Manchmal bleiben alle Untersuchungen unauffällig, doch eine Schwangerschaft tritt nicht ein. In solchen Fällen ist IVF oft die beste Option, wenn andere Methoden erfolglos waren.
7. Genetische Erkrankungen
Paare mit erblichen Krankheiten können IVF mit Präimplantationsdiagnostik (PID) nutzen, um Embryonen vor dem Transfer genetisch zu testen – für eine gesunde Schwangerschaft.
Der IVF-Ablauf Schritt für Schritt in der Kinderwunschklinik
Der IVF-Prozess ist komplex und präzise, bestehend aus mehreren Phasen über einige Wochen. Jeder Schritt wird sorgfältig geplant, um die bestmöglichen Erfolgschancen zu gewährleisten.
1. Erstberatung und hormonelle Stimulation
Die Reise beginnt in einem Kinderwunschzentrum oder einer Fertilitätsklinik, wo Bluttests und Ultraschalluntersuchungen durchgeführt werden. Die Frau erhält hormonelle Medikamente, um die Eierstöcke zu stimulieren und mehrere reife Eizellen zu produzieren. Der Fortschritt wird regelmäßig überwacht, um Risiken zu minimieren.
2. Eizellentnahme (Punktion)
Sobald die Eizellen bereit sind, erfolgt die Eizellentnahme unter leichter Sedierung. Dabei werden die Eizellen mithilfe einer feinen Nadel unter Ultraschallkontrolle aus den Eierstöcken entnommen – ein kurzer, schmerzfreier Eingriff.
3. Spermiengewinnung und -aufbereitung
Das Sperma stammt vom Partner oder durch eine Samenspende. Im Labor werden die besten und beweglichsten Spermien ausgewählt, um die Befruchtung zu ermöglichen.
4. Befruchtung und Embryoentwicklung
Die Eizellen und Spermien werden in einer Nährlösung zusammengebracht. Die Befruchtung erfolgt natürlich oder durch ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion). Anschließend werden die Embryonen über mehrere Tage beobachtet, um die besten für den Embryotransfer auszuwählen.
5. Präimplantationsdiagnostik (PID/PGT-A)
Bei Bedarf wird eine Präimplantationsdiagnostik durchgeführt, um genetische Störungen vor dem Einsetzen zu erkennen. Dies erhöht die IVF-Erfolgsrate und senkt das Risiko erblicher Krankheiten.
6. Embryotransfer
Der/die ideale(n) Embryo(s) wird/werden durch einen einfachen und schmerzfreien Vorgang, den sogenannten Embryotransfer, in die Gebärmutter übertragen. Überschüssige Embryonen werden durch Kryokonservierung für zukünftige Zyklen aufbewahrt.

IVF-Erfolgsrate – Wie hoch sind die Chancen auf Erfolg?
Die Erfolgsrate der IVF hängt von mehreren Faktoren ab, darunter Alter, Fruchtbarkeitsgesundheit und Erfahrung der Klinik. Weltweit nimmt die Erfolgsrate der IVF mit zunehmendem Alter ab.
Faktoren, die die IVF-Erfolgsrate beeinflussen
- Alter und Fruchtbarkeit: Jüngere Frauen produzieren in der Regel Eizellen von besserer Qualität, was zu höheren Erfolgsraten führt.
- Eizellen- und Spermienqualität: Faktoren wie eine geringe Spermienzahl, altersbedingter Rückgang der Eizellen und Lebensstilfaktoren können den Erfolg beeinflussen.
- Verwendung von Spendersamen: Bei männlicher Unfruchtbarkeit, Alleinerziehenden (Müttern) oder Gleichgeschlechtlichen Paaren können Spendersamen in der Regel in Therapiezyklen verwendet werden wobei aufgrund der gesunden Spermienqualität höhere Erfolgsraten bestehen.
- Erfahrung der Klinik: Die Qualität des Labors, der Ärzte und die eingesetzte Technologie spielen eine entscheidende Rolle.
- Spender-Eizellen oder -Spermien: Eizellspende und Samenspende erhöhen oft die Chancen durch gesunde Spenderzellen.
- Kryokonservierung: Eingefrorene Embryonen behalten bei richtiger Lagerung eine hohe Überlebensrate.
Risiken der In-vitro-Fertilisation – Was Sie vorher wissen sollten
Obwohl IVF sicher ist, gibt es einige Risiken, über die Paare Bescheid wissen sollten.
1. Ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS)
Bei einer Überreaktion auf Hormone können sich die Eierstöcke vergrößern und schmerzen. Es ist selten, aber behandelbar.
2. Mehrlingsschwangerschaften
Mehrere eingesetzte Embryonen können zu Zwillingen oder Drillingen führen, was das Risiko von Frühgeburten erhöht. Viele Kinderwunschzentren empfehlen daher heute den Single-Embryo-Transfer.
3. Eileiterschwangerschaft
In seltenen Fällen nistet sich der Embryo außerhalb der Gebärmutter ein, was eine sofortige Behandlung erfordert.
4. Emotionale Belastung
Die Behandlung kann stressig und emotional herausfordernd sein. Unterstützung durch Berater oder Selbsthilfegruppen kann helfen.
5. Embryonenschutzgesetz und ethische Aspekte
In Deutschland regelt das Embryonenschutzgesetz, wie viele Embryonen übertragen oder eingefroren werden dürfen und unter welchen Bedingungen Eizellspende oder Samenspende zulässig sind.
IVF-Kosten – Was kostet eine Behandlung wirklich?
Die IVF-Kosten variieren je nach Klinik, Stadt und individueller Situation. Sie setzen sich aus mehreren medizinischen und labortechnischen Leistungen zusammen.
Typische Kostenaufstellung
- Erstberatung & Diagnostik: Bluttests, Ultraschall und hormonelle Analysen
- Medikamente und Stimulation der Eierstöcke: Hormoninjektionen und Medikamente (d. h. können zwischen 200 und 1200 Euro kosten).
- Eizellentnahme & Laborarbeit: OP-Kosten, Laboranalysen und Embryotransfer
- Kryokonservierung: Lagerung eingefrorener Embryonen
- Eizell-Einfrieren (Egg Freezing): Separate Kosten für spätere Verwendung
- Zusatzleistungen: Präimplantationsdiagnostik, Samenspende, Eizellspende
Zusätzliche Zyklen oder Transfere von eingefrorenen Embryonen können aufgrund der bereits vorhandenen Embryonen im Lager weniger kosten.
Nach der IVF-Behandlung – Erholung und Erwartungen
Nach dem Embryotransfer folgt eine kurze Erholungsphase. Die meisten Frauen können innerhalb eines Tages zu normalen Aktivitäten zurückkehren.
Wichtige Hinweise nach der Behandlung
- Vermeiden Sie körperliche Überlastung
- Nehmen Sie verschriebene Hormone regelmäßig ein
- Bleiben Sie entspannt und vermeiden Sie Stress
- Besuchen Sie die Nachkontrollen in der Fertilitätsklinik
Ein Schwangerschaftstest erfolgt 10–14 Tage nach dem Transfer. Selbst wenn der erste Zyklus nicht erfolgreich ist, können eingefrorene Embryonen (Kryokonservierung) für neue Versuche genutzt werden.
Fazit: IVF als Weg zur Erfüllung des Kinderwunsches
Die Invitro Fertilisation ist mehr als nur ein medizinischer Eingriff – sie ist eine Reise voller Hoffnung, Geduld und Wissenschaft.
Mit moderner Technik, erfahrenen Fertilitätskliniken und emotionaler Unterstützung ist der Traum vom Kind heute greifbarer denn je.

IVF-FAQ – Häufige Fragen einfach erklärt
Wie lange dauert eine IVF-Behandlung?
Etwa 4–6 Wochen – von der Stimulation bis zum Embryotransfer. Zusätzliche Schritte wie Kryokonservierung oder Präimplantationsdiagnostik verlängern die Dauer leicht.
Ist IVF schmerzhaft?
Die meisten Schritte sind nicht schmerzhaft. Die Eizellentnahme erfolgt unter Sedierung, der Embryotransfer ist schmerzfrei.
Beeinflusst das Alter den Erfolg?
Ja. Alter und Fruchtbarkeit spielen eine entscheidende Rolle. Frauen unter 35 haben die besten Erfolgschancen.
Wie viele IVF-Versuche sind üblich?
Oft sind 2–3 Zyklen nötig, abhängig von Eizell- und Spermienqualität.
Wann ist IVF nicht möglich?
Eine IVF kann bei schweren Gebärmutterproblemen, chronischen Erkrankungen oder sehr schlechter Eizellen- oder Spermienqualität fehlschlagen. In einigen Fällen kann eine Samenspende helfen.